Chronik 1874 – 1999
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1874-1999
Wenn Vereine aus Anlass eines Gründungsfestes nach
ihren Ursprüngen suchen, so findet man Zeiten, in denen
viel notiert, berichtet, aufgeschrieben und aufbewahrt
wurde, und Zeiten, wo über einen längeren Zeitraum
höchst spärlich berichtet wurde. Über die tatsächlichen
Aktivitäten eines Vereins, den gesellschaftlichen Rang in
einem Dorf lassen sich aber daraus allein noch keine
zuverlässigen Rückschlüsse ziehen. Gründungsurkunden
sind manchmal verschollen, Naturereignisse — wie ein
Dorfbrand – vernichteten in wenigen Stunden
Aufzeichnungen, die über Jahrzehnte in mühevoller Arbeit
entstanden sind
1874
Die Freiwillige Feuerwehr Kreuzberg hat hier sehr viel Glück
gehabt. Sie verfügt über Sterbetafeln in der Vorhalle der
Wallfahrtskirche St. Anna, wo das Gründungsdatum der
Wehr auf den 4. November 1874 nachzulesen ist und sie
hatte einen Schriftführer in der Person des Lehrers Karl
Schröder, in dessen Haus die „Stammliste“ beim großen
Dorfbrand am 19. Juli 1901 mitverbrannte, der aber nach
einer damals nicht verbrannten Kassenliste die
„Stammliste“ sofort neu erstellte. Die ersten Eintritte in die
Wehr erfolgten demnach am 1. und 4. November 1874.
Wie Lehrer Karl Schröder so war auch Hauptlehrer Eduard
Hörhammer ein höchst gewissenhafter Schriftführer seiner
Wehr bis zu seinem Tode im Jahre 1940. Ihm verdankt die
Wehr zwei interessante Protokollbücher. Während der
weiteren Kriegsjahre führte Franz Seidl (Godei) die
Protokollbücher fort. Dann war Josef Raab, ein
unermüdlicher und überzeugter Feuerwehrmann, 1.
Schriftführer der Wehr. Zum anderen liegt auch noch die
Aufnahmeurkunde von Johann Krieger vor, der am 1.
November 1874 in die Wehr eingetreten ist. Die Urkunde
wurde am 1. August 1875 von Hauptmann Geyer für das
„Comando Unterkreuzberg“ unterzeichnet. Und als
weiterer Beweis für das Gründungsjahr 1874 mag gelten,
dass in der Zeitung für Feuerlöschwesen Nr. 13 vom 1. Juli
1930 folgendes zu lesen steht: „Kreuzberg, Bezirksamt
Wolfstein. Der Stolz unserer Wehr sind die beiden
Kameraden Georg Kloiber und Xaver Seidl. Im Jahre 1874
halfen sie die Freiwillige Feuerwehr Kreuzberg gründen und
seit dieser Zeit standen sie ununterbrochen als aktive
Feuerwehrmänner im Dienste der Nächstenliebe
1886
Unter den Mitteilungen für die Freiwillige FeuerwehrFreyung steht in der „Freyunger Waldpost“ folgendes zulesen: „Bei herrlichem Wetter begab sich gestern (Anm.:24. August) morgens die hiesige freiwillige Feuerwehr instattlicher Vertretung nach dem ziemlich hochgelegenenPfarrdorfe Unterkreuzberg, um dem Wunsche der dortigenfreiwilligen Feuerwehr, als Patenverein bei ihrerFahnenweihe zu fungieren, nachzukommen. FleißigeHände hatten prächtige Triumphbogen errichtet und dasStandquartier bei Gastwirt Küblbeck aufs anmutigstegeziert. Die Feuerwehren Bischofsreut, Büchlberg,Freyung, Fürholz, Grainet, Großtannensteig, Herzogsreut,Hinterschmiding, Hohenau, Kleinphilippsreut, Mauth, St.Oswald, Rehberg, Röhrnbach und Waldkirchen ordnetensich in der Stärke von 240 Mann gegen 10 Uhr zumFestzuge, welcher sodann unter Vorantritt der KreuzbergerKapelle, dem sich auch die Festjungfrauen mit derFahnenmutter Frau Gastwirt Küblbeck anschlossen, durchdas festlich geschmückte Pfarrdorf zur Pfarrkirchebewegte, um dortselbst den Weiheakt vorzunehmen. HerrExpositus Ascher hielt eine treffliche Ansprache an dieFeuerwehren und nahm nach dieser die Weihe der Fahnevor. Nach dem Gottesdienste bewegte sich der Zug unterdem Commando des Hauptmanns der freiw. FeuerwehrFreyung, Herrn D. Walk, zurück nach der beimStandquartier errichteten Festtribühne, woselbst HerrHilfslehrer Weber die Gäste aufs Herzlichste begrüßte. Ineiner größeren Ansprache verbreitete sich Herr Walk überden Zweck der Feuerwehren und brachte dann ein „GutHeil“ unserem König Otto I. und dem PrinzregentenLuitpold aus, in das die anwesenden begeisterteinstimmten. Nach Verteilung der Fahenbänder stärktensich die Gäste in verschiedenen Gasthäusern durchSpeise und Trank, wobei Lust und Frohsinn im Angesichteder herrlichen Witterung sich in musikalischer Weiseentwickelte. Erst am späten Abend trennten sich dieLetzten von dem lieb gewordenen Orte und marschierten,wohl nicht mehr stramm als am frühen Morgen, derHeimat zu. Die ganze Feier war aufs vortrefflichstearrangiert und verlief in ruhiger und würdigster Weise.Sicher wird dieser Ehrentag ebenso den Bewohnern vonUnterkreuzberg, wie ihren Festgästen für alle Zeiten inteurer Erinnerung bleiben.“Diese erst Fahne begleitete den Verein bis zum Ende deszweiten Weltkrieges. Wie alle Fahnen wurde auch sie 1945„eingezogen“ und blieb seitdem verschwunden.
1901
Am 19. Juli 1901 schlugen zwei Blitze in die Anwesen
Stockinger und Wilhelm ein und ein ganzes Dorf stand in
Flammen. „Seine Königliche Hoheit der Prinzregent hat für die
Abgebrannten in Kreuzberg 1000 Mark gespendet“,
stand an den Innenrändern der „Freyunger Waldpost“ Nr.
84 (21. Jahrgang) v. 23. Juli 1901.
„Familie Strunz wurde bei dem Brandunglück hart
betroffen, indem drei Töchter dortselbst verheiratet sind
und die schönen Anwesen aller drei ein Raub der Flammen
wurden“.
27.07.1901. Die Haussammlung in Freyung für die
Abgebrannten in Kreuzberg fand seinen Abschluss. 250 M
wurden gespendet. 23.08.1901. In Freyung fand die hl.
Firmung statt. Sr. Bischöfl. Gnaden, Herr Dr. Henle, traf
mit dem Zuge hier ein, wurde von der Geistlichkeit,
Vertretern der Marktverwaltung und vielen Bewohnern
empfangen und zur Kirche geleitet. Im Pfarrhofe waren die
Herren Beamten in Uniform zum Empfange bereit. Nach
der Spendung des Firmsakramentes an 290 Firmlinge
begab sich der hohe Herr an die Brandstätte nach
Kreuzberg. In dem so schrecklich durch den Brand
vernichteten Kreuzberg ging es einstweilen sehr rührig zu.
Der Schutt wird weggeräumt und wieder zu bauen
angefangen. Die zu dieser Zeit ungünstige nasse Witterung
hatte zur Folge, dass bereits mehrere Giebelmauern
einstürzten und weitere einzustürzen drohen.
29.08.1901. Das zu Gunsten der Abgebrannten von
Pleystein, Kreuzberg und Ebnaht im Maximilianskeller zu
München veranstaltete Konzert mit Glückshafen erbrachte
den Reinertrag von 3 800 M. Diese Summe wurde gleich
den Abgebrannten übersandt.
27.09.1901. Ein edler Mensch, der ungenannt bleiben will,
hat durch Vermittlung des kgl. Regierungsrates Frz. X.
Bader in Landshut, der die Verhältnisse Kreuzberg’s selbst
eingehend kennt, 1 000 M in bar für die Abgebrannten in
Unterkreuzberg gespendet und an das kgl. Bezirksamt
Wolfstein senden lassen
1949
Dieses Jahr steht ganz im Zeichen des 75-jährigen
Gründungsfestes. Joseph Raab ist ab 20. März 1948 wieder
Schriftführer. Eine neue Fahne ist für 700 DM bei den
Zisterzienserinnen in Thyrnau bestellt worden. Es herrscht
Aufbruchstimmung in den Sitzungen, die Wehr soll wieder
schlagkräftig werden. Dr. Dr. Josef Blöchl hat für die Fahne
eine ansehnliche Spende gegeben, Joseph Raab bedankt
sich herzlich, teilt ihm mit, dass ihn die FF Kreuzberg mit
Juni 1949 zum Ehrenmitglied ernannt habe, lädt ihn zur
Fahnenweihe herzlich ein und bittet um die Festrede.
Augenzeugen berichten, dass dies das erste Fest in
weitem Umkreis war. Dem äußerst rührigen Schriftführer
Joseph Raab verdankt diese Chronik eine Reihe von
Aufzeichnungen über diese Tage. Dem vorbereitenden
Festausschuss gehörten damals 17 Mitglieder an. Die
gesamte Organisation lag in den bewährten Händen von
Joseph Raab, seine Handschrift trug dieses Fest, er war
„Dreh- und Angelpunkt“ der Vorbereitungen und der
Durchführung. Ob ihm das auch gedankt
wurde?
Mit Schreiben vom 17. März 1949 richtet Schriftführer
Raab an das Landratsamt Wolfstein zur Weiterleitung an
die Militärregierung ein Gesuch mit der Bitte um
Genehmigung, das 75-jährige Gründungsfest abhalten zu
können. Er bat ferner um Genehmigung, dass 20 Vereine
eingeladen werden dürfen und umriss kurz die
Festgestaltung: vormittags Weihe der Fahne und
Feldgottesdienst bei den Linden, nachmittags Festzug und
Festansprache. „Am Vorabend“, schreibt Raab, „wären
ein Fackelzug mit bengalischer Beleuchtung, eventuell
Raketen und etliche Böllerschüsse abzugeben
erwünscht“. Am Festsonntag, 26. Mai 1949, werden die
eintreffenden Verein aus allen drei Himmelsrichtungen
eingeholt. Meldereiter sorgten für den reibungslosen
Ablauf. Den Festgottesdienst zelebrierte H. H. Pfarrer
Draxinger. Zu Mittag waren die Gastvereine und Gäste in
den zahlreichen Gasthäusern Kreuzbergs. Der Festakt
fand dann am Nachmittag vor dem Gasthaus Seidl
(Lebzelter) auf dem Dorfplatz statt. Fahnenmutter war
Frau Therese Gibis, die Festansprache hielt Direktor Dr.
Dr. Josef Blöchl aus Regensburg, ein gebürtiger
Kreuzberger. Den Festzug eröffnete die Schuljugend, es
folgten die Meldereiter, die neue Fahne mit der
Fahnenmutter und den Festjungfrauen, die Patenbänder
des Patenvereins FF Freyung und des Festvereins. Dann
folgte der Festverein. Großen Anteil nahm die
Dorfbevölkerung und viele Gäste von auswärts.
1950
Dieses Jahr galt der Ergänzung sämtlicherAusrüstungsgegenstände, der Neubeschaffung undVervollständigung der Uniformen. Die Feuerwehrführungwar sichtlich bemüht, der Wehr nach dem zweitenWeltkrieg wieder ihre ursprüngliche Schlagkraft zu geben.Franz Wilhelm wird zu einem Maschinistenkurs an dieFeuerwehrschule nach Regensburg geschickt.
1957
Die Gemeinde Kreuzberg erhebt mit Satzung vom 18. März
eine „Feuerschutzabgabe“. Damit besteht Abgabenpflicht
für alle männlichen Einwohner vom vollendeten 18. bis
zum vollendeten 60. Lebensjahr.
Befreit sind:
- Polizeivollzugsbeamte,
- Personen, die der freiwilligen Feuerwehr, der
Betriebsfeuerwehr oder einer anerkannten Werkfeuerwehr
angehören oder im Bayerischen Roten Kreuz Dienst
leisten, - Personen, die 25 Jahre in einer der o. a. Organisation
Dienst geleistet haben, - Schwerbeschädigte i. S. des
Bundesversorgungsgesetzes.
Die Abgabe wurde jährlich erhoben. Die Satzung trat zum
April 1957 in Kraft und war vom 2. Bürgermeister Josef
Gibis unterzeichnet. Vor wenigen Jahren wurde die
Feuerschutzabgabe durch die Rechtsprechung
aufgehoben.
1972
In diesem Jahr beginnt die Diskussion um ein eigenes
Tanklöschfahrzeug. Im Gespräch ist ein LF 8 auf
Mercedes-Fahrgestell mit Metz-Aufbau. Entsprechende
Zusicherungen wurden der Wehr durch die Stadt Freyung
bei der Eingemeindung 1971 gemacht.
1973
Freyungs Bürgermeister Otto Fink verwies in der
Generalversammlung der Feuerwehr auf den vom Stadtrat
am 24. Mai 1972 einstimmig gefaßten Beschluß, ein
Feuerwehrfahrzeug LF 8 für die FF Kreuzberg zu kaufen.
1974
Am 20. Dezember wird das neue Feuerwehrfahrzeug in
Karlsruhe abgeholt. Die Nähe des Industriegebietes
Speltenbach macht eine erhöhte Ausstattung erforderlich,
auch die Einfahrt des Feuerwehrhauses muß umgebaut
werden.
1998
Ab dem Jahre 1986 steht das Feuerwehrhaus bei der
Mannschaft in der Diskussion. Ein Neubau beim alten
Schulhaus wird diskutiert, an der Preisfrage scheitert
dieses Modell. Die Anträge auf staatliche Zuschüsse –
welche Kommune kann darauf schon verzichten – sind
bayernweit äußerst zahlreich, die „Warteschlange“ wird
länger und länger. Einige Wehren im Lande wollten da
nicht mehr abwarten und haben auf den staatlichen
Zuschuss verzichtet und aus eigener Kraft saniert bzw. neu
gebaut. In der Stadt Freyung hat die FF Winkelbrunn auf
ihre eigenen Kräfte und die der Dorfgemeinschaft vertraut
und schmuckes, ein in weitem Umkreis anerkanntes
Gebäude errichtet. Sie selbst werden wegen ihres
persönlichen Einsatzes und des gezeigten Gemeinsinnes
bewundert und sicher auch beneidet. So vielen in Bayern
einige Antragsteller aus der Liste der „Bittsteller“ heraus,
zusätzlich hat der Freistaat, weil ein gewaltiger
Antragsstau besteht, den „Finanzierungstopf“ zusätzlich
nachgefüllt. Damit stiegen die Chancen der Kreuzberger
Feuerwehr und als die Führung der Wehr erhöhte
Eigenmittel ankündigte und zusagte, war auch seitens des
Stadtrates Freyung ein vorzeitiger Baubeginn denkbar. Das
Raumprogramm für Anbau und Sanierung, die
Projektgenehmigung und Zusage der staatlichen Mittel
seitens der Regierung von Niederbayern waren gegeben.
Bei der Haushaltsberatung im Finanzausschuss des
Stadtrates ging es um Investitionen und die „Passauer
Neue Presse“ schrieb am 2. Dezember 1998:
„Alfred Prager stimmt den Ausschuss um: Baubeginn für
FFW-Haus doch schon 1999 – Dafür steigt die
Neuverschuldung an – Einstimmiger
Empfehlungsbeschluss an den Stadtrat“